Beobachtungshinweise Herbst

Am 1. September ist meteorologischer Herbstanfang. Die Tage werden nun rasant kürzer, am schnellsten verändert sich die Tageslänge am astronomischen Herbstanfang um die Zeit der Tages- und Nachtgleiche. Zum Herbstanfang am 22. oder 23. September beträgt die Abnahme der Tageslänge 3 Minuten und 22 Sekunden. Auch, wenn es tagsüber noch zu Sommertagen (≥ 25,0°C) kommen kann, kühlt es nachts empfindlich aus und mit den länger werdenden Nächten nimmt die Gefahr von Bodenfrost, und die Bildung von Dunst, Nebel oder Hochnebel zu und die Gewittertendenz nimmt ab.

Meteorologische Singularität: Altweibersommer

Die bekannteste Singularität im Herbst ist der Altweibersommer. Dabei handelt es sich um eine Schönwetterperiode, die regelmäßig von Mitte September und bis Anfang Oktober auftritt. Sie wird durch beständigen hohen Luftdruck über dem Festland oder durch eine Hochdruckbrücke über Mitteleuropa verursacht. Dabei führen südliche bis östliche Winde trockene Warmluft nach Mitteleuropa. Tagsüber wird es sommerlich warm, während es sich in den klaren Nächten oft schon sehr abkühlt.

Seinen Namen hat der Altweibersommer von den zu dieser Jahreszeit durch die Luft flatternden glitzernden, hauchdünnen Spinnfäden, die an die silbernen Haare alter Weiber erinnern. Die Mythologie führt auf die Spuren von drei Nornen oder Parzen, von denen eine den Lebensfaden spinnt, die zweite ihn zum Lebensmuster verwebt und die dritte ihn abschneidet und vom Winde davon tragen lässt, während die erste ihn schon wieder gesponnen hat im ewigen Kreislauf des Lebens bzw. der Jahreszeiten. 

Phänologie

Am 1. September ist meteorologischer Herbstanfang und auch die Planzenwelt stellt sich auf den Winter ein. Der Frühherbst wurde in diesem Jahr mit der Fruchtreife des Schwarzen Holunder und der Brombeere und der Obsternte fast überall durch den warmen und trockenen Sommer in den August verlagert. Auch der Vollherbst hat mit den ersten Früchten der Rosskastanie und Stiel-Eiche bereits begonnen, die Kartoffelernte und allgemeine Laubverfärbung wird bald folgen und der Spätherbst ist nicht mehr weit. Er beginnt mit der Laubverfärbung der Stieleiche und nachfolgend allen anderen Laubbäumen, die später in den ersten Herbststürmen ihre Blätter verlieren. Zudem geht das Wintergetreide auf und schon bald kommt die Vegetation zur Ruhe.

Markante Wetterlagen und Atmosphärische Erscheinungen

Im September können sich morgendliche Nebel meist noch auflösen. Grund dafür ist der noch relativ hohe Sonnenstand und die größere Tageslänge. Dadurch ist die Sonneneinstrahlung kräftig genug, um die unteren Luftschichten zu erwärmen und den Kaltluftsee tagsüber aufzulösen. Mit sinkendem Sonnenstand und kürzer werdenden Tageslänge kann die nächtliche Luft immer weiter auskühlen und es entstehen vermehrt Nebel und in den Bergen Inversionswetterlagen. Bei dieser sammelt sich in den Tälern die schwere Kaltluft und es bildet sich Nebel. Diese „kalte Suppe“ wird nach oben hin regelrecht gedeckelt, d.h. der Austausch zwischen tiefen und höher liegenden Luftschichten wird durch eine Sperrschicht verhindert. Diese Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs nennt man Inversion. Voraussetzung für eine solche Inversion ist eine Landschaft, die aus Hochflächen und darin eingeschnittenen Tälern besteht sowie wolkenloser Himmel und Windstille, damit sich die Luftmassen nicht vermischen können.

Entstehung einer Inversion

Bei solchen Inversionswetterlagen können interessante atmosphärische Erscheinungen beobachtet werden. Blickt man von einem aus der Inversion ragenden Berg in flachem Winkel auf die Grenzschicht zwischen kalter Bodenluft und warmer Höhenluft, erscheinen ferne Berge manchmal verzerrt. Hierbei handelt es sich um eine Fata Morgana, also um eine Luftspiegelung nach oben. Diese entsteht durch die Krümmung von Lichtstrahlen an der Inversionsschicht. Denn an dieser ändert sich aufgrund des Temperatursprungs auch die Luftdichte und damit der Brechungsindex. Das Sichtziel erscheint also nicht nur einmal am Horizont, sondern wird ein zweites Mal in den Himmel gehoben oder weitere Male darüber. Bei wabernden Luftschichten kann ein entferntes Objekt bis zur Unkenntlichkeit verzerrt werden. Nicht selten erscheinen durch gekrümmte Lichtstrahlen auch Berge über dem Horizont, die aufgrund der Erdkrümmung sonst nicht sichtbar sind.


Aber nicht nur Berge, auch die Sonne wird beim Untergang durch Spiegelungseffekte stark verzerrt oder es entsteht eine zweite Sonne oberhalb. Beim Auftreten starker Sonnendeformationen ist noch ein weiteres Phänomen an der Sonne beobachtbar, der grüne Strahl (→ Video). Nähert sich die Sonne dem Horizont, wird sie je nach Schichtung der horizontnahen Luft stark deformiert. Am oberen Sonnenrand werden immer wieder Segmente abgeschnürt, die anschließend in leuchtendem Grün verglühen. Die Beobachtung ist aufgrund der großen Blendwirkung der Sonne sehr schwierig und man sollte es unbedingt vermeiden, mit bloßem ungeschütztem Auge in die Sonne zu blicken! Als Hilfsmittel zur Lichtminderung eignen sich Graufilter, Sofi-Brillen, Alu-Folie oder eine CD. Die sicherste Methode ist aber, den Sonnenuntergang über Live-View an der Kamera zu beobachten. Bei neueren DSLR-Kameras lässt sich das Bild auf dem Display bis um das 10-fache vergrößern. Zum Fotografieren eignet sich ein Objektiv mit langer Brennweite und mehreren Graufiltern, die bei Lichtabnahme nach und nach entfernt werden können.


Bewegt sich der Beobachter in den Nebel hinein, so dass gleichzeitig die Sonne noch hindurchscheint, entstehen drei weitere optische Erscheinungen, der Nebelbogen, das Brockengespenst und die Glorie.

Die drei Erscheinungen entstehen auf der sonnenabgewandten Seite. Der Nebelbogen entsteht wie ein Regenbogen, das Sonnenlicht wird an den Wassertröpfchen gebrochen. Aber da Nebeltröpfchen viel kleiner und zahlreicher sind, als Regentropfen, überlagern sich die Farben und ergeben einen fast weißen Bogen. In der Mitte des Nebelbogens befindet sich der oft vergrößerte Schatten des Beobachters, das Brockengespenst, welches oft von einer farbigen Glorie umringt ist. Sie entsteht, wenn das Licht an den winzigen Wassertröpfchen unter komplizierten physikalischen Vorgängen gebeugt und zurückgestreut und es entstehen farbige Ringe um den „Kopf“ des Schattens (→ Video). Im Flachland kann man Glorien auch in sehr seltenen Fällen bei flachen Bodennebelfeldern oder in aufsteigenden Nebeln im Wald beobachten.


Astronomie

Am 25. Oktober kann eine partielle Sonnenfinsternis beobachtet werden. Im Unterschied zur totalen Sonnenfinsternis wird bei einer partiellen Finsternis bloß ein Teil der Sonne vom Mond verdeckt. Die partielle Bedeckung beginnt etwa 11.10 Uhr und endet kurz nach 13 Uhr. Die maximale Bedeckung mit 20-30% ist gegen 12.10 Uhr.

Die totale Mondfinsternis am 8. November bleibt in unseren Gegenden leider unsichtbar, sie findet in Asien, Australien, Pazifik, Nord- und Südamerika statt.

Text und Fotos: Claudia Hinz