Beobachtungshinweise Juni und Juli

Sommeranfang in der Meteorologie, Astronomie und Phänologie

Aber wann beginnt denn nun der Sommer? Am 1. Juni, wie bei den Meteorologen üblich, um den 21. Juni zur Sommersonnenwende, oder dann, wenn die Sommerlinde blüht? Das kommt ganz darauf an, ob wir den Frühlingsanfang meteorologisch, astronomisch oder phänologisch bestimmen.

Ursache für die astronomischen Jahreszeiten ist die Schrägstellung der Erdachse von 23,27°. Darum neigt sich unsere Nordhalbkugel während eines halben Jahres zur Sonne hin und wir erleben wärmere und lange Tage. Während der anderen Hälfte des Jahres neigt sich unsere Nordhalbkugel von der Sonne weg und es wird kühler und früher dunkel. Der astronomische Sommeranfang markiert mit der Sommersonnenwende den Tag, an dem die Sonne am längsten scheint.

Grafik: Horst Frank

Der meteorologische Sommeranfang wurde von der Weltorganisation für Meteorologie aus klimatologischen Gründen auf den 1. Juni festgelegt. Da der Sommer nun die kompletten Monate Juni bis August umfasst, werden so jahreszeitliche Statistiken erleichtert. Denn bei einer Auswertung der Sommerdaten auf astronomischer Grundlage würden im Vergleich zu den Monatsdaten schwer interpretierbare Überlappungen entstehen.

In der Phänologie werden die Jahreszeiten vom Pflanzenwachstum bestimmt. So beginnt der Vorfrühling, wenn die Kätzchen der Haselsträucher stäuben und die Schneeglöckchen blühen. Die Forsythie leitet den Erstfrühling ein und mit der Apfelblüte hält der Vollfrühling Einzug. Auch der Sommer wird in drei Abschnitte geteilt. So beginnt der Frühsommer mit der Holunderblüte, die Blüte der Sommerlinde eröffnet den Hochsommer und die ersten reifen Äpfel zeigen den Spätsommer an. Die Phänologischen Jahreszeiten sind also an kein festes Datum gebunden. Der phänologische Sommerbeginn ist nicht nur von Jahr zu Jahr unterschiedlich, sondern variiert auch regional sehr stark, denn der Vegetationsstand kann in tiefen Lagen um Wochen voraus sein als in Gebirgsregionen.

Singularitäten und Bauernregeln

Die Schafskälte ist eine Singularität, die mit fast 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen dem 10. und 20. Juni mit kühlem und wechselhaftem Wetter eintritt. Ursache der Schafskälte sind für diesen Zeitraum typische feucht-kalte Luftströme aus dem Nordwesten, die das Thermometer um fünf bis zehn Grad Celsius sinken und die namensgebenden frisch geschorenen Schafe frieren lassen.

Dauert das nasskalte Wetter über den 27. Juni an, so ist nach der Siebenschläferregel ein kühler verregneter Sommer zu erwarten. Man sollte seine Sommerprognose aber nicht auf diesen Tag festnageln, denn da diese Bauernregel schon deutlich vor der gregorianischen Kalenderreform von 1582 entstand, ist der heutige Siebenschläfertag eigentlich der 7. Juli. Und wirklich ist es oft so, dass sich Anfang Juli häufig die vom Jetstream abhängige Großwetterlage für den Sommer einstellt, welche sich üblicherweise bis Mitte August stabilisiert. Liegt der Jetstream im Norden, so werden Tiefdruckgebiete meist in Richtung Nordeuropa abgelenkt und Hochdruckgebiete dominieren das Wetter im südlichen Mitteleuropa, liegt er weiter südlich, so können Tiefs über Mitteleuropa hinwegziehen. Im kontinentalen Südostdeutschland trifft die Siebenschläferregel in acht von zehn Sommern zu, im maritim geprägten Norden erreicht sie immerhin noch eine Trefferquote von etwa 65 Prozent.

Atmosphärische Erscheinungen

Es gibt zwei Erscheinungen, welche fast ausschließlich im Juni und Juli beobachtbar sind – die Leuchtenden Nachtwolken und der Zirkumhorizontalbogen

Leuchtende Nachtwolken (NLC) sind silbrig schimmernde feinstrukturierte Wolken, welche Ende Mai bis Anfang August in der Mesopause in einer Höhe von circa 83 km entstehen. Sie sind normalerweise in der nautischen Dämmerung bei Sonnentiefen zwischen 6 und 16° am Nordwest- bis Nordosthorizont zu sehen. Aufgrund ihrer großen Höhe werden sie noch direkt angeleuchtet, während tiefe Wolken längst im Schatten liegen.

Hochreichende Leuchtende Nachtwolken im Erzgebirge. Foto: Claudia Hinz

Damit sich in solchen Höhen bei der sehr geringen Wasserdampf-Konzentrationen überhaupt Eiswolken bilden können, bedarf es sehr tiefe Temperaturen unter minus 140°C. Aufgrund der interhemisphärischen Zirkulation treten diese Temperaturen in den nördlichen Breiten nur zwischen Juni und August auf. Zudem sorgen im Sommer höhere Winde dafür, dass die Eisteilchen über größere Entfernungen transportiert werden. Die Lebensdauer einzelner Eispartikel dürfte in der Größenordnung einiger Stunden liegen. bis sie z.B. durch Absinken und Südwärtsverlagerung wieder sublimieren. Deshalb verändern sich die feinen Strukturen der Leuchtenden Nachtwolken ziemlich stark.

Im Norden sind Leuchtende Nachtwolken in den Sommermonaten fast in jeder zweiten Nacht zu sehen, nach Süden hin nimmt die Häufigkeit jedoch stark ab. Allerdings ist in den letzten Jahren eine Zunahme der Häufigkeit als auch einer Ausdehnung nach Süden zu beobachten, so dass selbst in den mittleren Breiten helle Süd-NLC beobachtbar waren.

Über die Warnliste des Arbeitskreises Meteore e.V. kann man sich über ein Auftreten informieren lassen, ebenso wird im NLC-Forum über Beobachtungsmöglichkeiten diskutiert sowie Sichtungen präsentiert und ausgewertet.

Der Zirkumhorizontalbogen gehört zu den circa 50 Haloarten, die durch Lichtbrechung oder -spiegelung an den Eiskristallen hoher Cirruswolken entstehen. Er ist allerdings die einzige Haloart, die nur im Sommer beobachtbar ist. Damit er als farbiges Band etwa 50° unterhalb der Sonne sichtbar werden kann, muss die Sonne mindestens 58° über den Horizont steigen. Im Süden ist dies zwischen Anfang Mai und Anfang August der Fall, im Norden nur um den Sonnenhöchststand im Juni. Allerdings steigt die Sonne selbst zum astronomischen Sommeranfang im Süden nicht höher als 66°, in der Mitte 63° und im Norden etwa 60°, bei 68° Sonnenhöhe erreicht der Zirkumhorizontalbogen aber erst seine maximale Helligkeit. Deshalb ist er in unseren Breiten leider nie in seiner vollen Pracht und Farbigkeit zu sehen. Wer allerdings Urlaub auf der Alpensüdseite oder noch südlicher verbringt, kann ihn bei optimalen Voraussetzungen in voller Brillanz bewundern. In Ländern nördlich des 55. Breitengrades (z.B. Schottland, Dänemark oder Moskau) kann der Zirkumhorizontalbogen übrigens gar nicht gesehen werden, da die Sonne nicht mehr hoch genug steigt. Damit ist dies eine der wenigen Haloerscheinungen, die nicht überall auf der Erde beobachtbar ist.

Zirkumhorizontalbogen am Wendelstein. Foto: Claudia Hinz

Astronomie

Charakteristisch für den sommerlichen Sternhimmel ist das Sommerdreieck, welches sich am Nordosthimmel erhebt. Es besteht aus drei Fixsternen, die jeweils unterschiedlichen Sternbildern zugeordnet sind. Im Uhrzeigersinn sind dies: Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Atair im Adler.