Im Halo gefangen und von „Ufos“ entführt…

von Michael Jung

Am 22.04.22 fand der erste Themenabend des Fachausschusses Amateurmeteorologie (AmMet) der DMG e.V. statt. Nach der Gründung des Ausschusses im Jahr 2019 und einem Wettertreffen im Zinnwald beim dortigen Verein sollten eigentlich weitere Veranstaltungen folgen, doch kleine Viren verhinderten dies über einen längeren Zeitraum.

Dann war die Idee geboren, mal etwas Online zu versuchen. Eingeladen wurden verschiedene Wetternetzwerke, Vereine, Foren und Wetterinteressierte. Zwischenzeitlich sind ja alle ziemlich „Digital-Foren-Profis“ geworden, so dass die Plattform Zoom herhalten sollte. Und vorab gesagt, jawohl, die Plattform hat uns nicht im Stich gelassen, wir hatten eine stabile Verbindung. Es gab über 60 Anmeldungen, letztlich lauschten über 40 Teilnehmer dem digitalen „Wetterbericht“.

Claudia Hinz aus dem Fachausschuss erklärte sich bereit zum spannenden Thema „Bergwetter“ einen Vortrag zu halten. Als Rahmen für den Vortrag wurden die Vorstellungen des „Wetternetzwerkes Sachsen“ und der „Ring europäischer Hobbymeteorologen e.V.“  geplant. Schließlich soll der Netzwerkarbeit – Verknüpfung Profis und Amateure – große Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Beginnend mit einigen einleitenden Worten stellte Norbert Märcz als Vorsitzender des Fachausschusses AmMet den jungen Bereich der DMG e.V. vor.

Thomas Junghähnel vom Wetternetzwerk-Sachsen erläuterte kurz die Entstehung des Netzwerkes und präsentierte mit Bildern den Aufbau und die Darstellung im Netz. Mehr als 250 Anmeldungen zählt das Netzwerk, weit über 100 Stationen unterschiedlichster Bauart senden permanent ihre Daten, die auf einer Karte und in Tabellenform visualisiert werden. Eine besondere Dienstleistung, man kann auch zusätzlich manuell Wetterdaten melden. Das Netzwerk ist stetig gewachsen und als eine der künftigen Aufgaben wird gesehen, die Seite auch multilingual zu gestalten.

Anschließend sprach Johann Siemens vom Ring der europäischen Hobbymeteorologen e.V. Bereits seit 1985 besteht der Verein und obwohl Vielen bis dahin unbekannt, gehört er sicherlich zu den Methusalems im Bereich der Amateurmeteorologie. Die Beziehungen reichen bis Großbritannien und eigentlich müssen sie sich umbenennen, denn eine Station aus New Jersey in den USA ist auch dabei. Schwerpunkte neben Wettermeldungen und der Austausch von Monatsstatistiken in der Zeitschrift Wetterfrosch sind zudem die Organisation von Wettertreffen und so nutzte Herr Siemens gleich die Gunst der Stunde, für das nächste Treffen im Mai 2022 in Schwarzenberg/Erzgebirge einzuladen.

Dann folgte der Höhepunkt des Abends – das Thema „Bergwetter“ präsentiert von Claudia Hinz. Viele Jahre arbeitete sie unter anderem auch auf dem Fichtelberg und wurde nicht nur dort mit grandiosen Bildern aus, über und an Bergen belohnt. Dass ihr Beruf auch gleichzeitig Berufung und Hobby, Spaß und Lebensfreude sind, konnte sie uns zeigen.

Erwartet haben wir einen Vortrag zum Thema Bergwetter, doch das wurde kein Vortrag, es wurde eine Bergreise. Mit phantastischen Bildern in toller Qualität und emotionalen Beschreibungen standen wir alle in wenigen Minuten mit auf den Bergen. Schauten von der Fichtelbergstation hinauf zu irisierenden Wolken und gleiteten mit wabernden Asperitaswolken über den Gipfel. Unbemerkt gelangten wir zum Wendelstein, weil uns „Ufos“ plötzlich entführten, allerdings wurden wir „wissenschaftlich nüchtern“ auf den Boden zurückgeholt, denn Claudia betonte, dass es sich nur um „Lenticularis-Wolken“ handelt, die trotzdem zu meinen Lieblingswolken gehören.

Nebenher gibt es auch einige Grafiken und Anmerkungen zu Föhn und speziellen Gebirgswetterlagen zu sehen, toll erklärt und verständlich aufbereitet. Und natürlich wartet auch der höchste Berg Deutschlands, die Zugspitze, mit tollen Himmelserscheinungen auf. Gut, dass sie immer eine Kamera dabei hat und neben tollen Fotos gleich noch mit erläutert, dass Elmsfeuer zwar etwas sehr Schönes aber nichts Außergewöhnliches sind. Kurze Videosequenzen lassen uns mit den Wolken den Berghang hinuntergleiten und bedrohliche Stimmungen erleben. Nicht nur Nebensonnen und Regenbögen sind vor ihr nicht sicher, bei spannender Wetterlage und irren Lichtverhältnissen werden auch Segelflieger von ihr (fotografisch) gefangen, was ihr doch glattweg ein Freiflug bescherte.

Dann versinken wir im Eisnebel und trotz eisiger Temperaturen genießt man die schönen Bilder am heimischen PC und würde lieber gern mit vor Ort frieren. Doch dafür bleibt keine Zeit, denn wir werden auf dem Berg komplett von tollen Halos gefangen. Und während ich noch darüber nachsinne, ob das der Ursprung von Heiligenscheinen ist, teilt Claudia ihr Entsetzen mit, dass doch tatsächlich Leute auf dem Foto nicht zum Halo sondern wegschauen, recht hat sie…

Eisnebelhalo um die Wetterwarte auf dem Fichtelberg/Erzgebirge (1214m). Foto: Claudia Hinz

Am Ende der Reise, bedauert sie, dass sie uns nicht sehen konnte, sondern nur ihren eigenen Bildschirm und somit nicht weiß, ob ihre Ausführungen auch „rübergekommen“ sind. Vielleicht hätte sie mal in den Chatverlauf sehen sollen, was es dort für Kommentare und „Wow`s“  gab? Doch sie konnte durchaus noch einige Dankeschöns audiovisuell entgegen nehmen. Ich war noch ein wenig sprachlos und wohl immer noch im Halo gefangen und sage daher gern jetzt noch einmal – DANKE.

Norbert Märcz beendete das Zoom-Meeting mit der Ankündigung einer Fortführung der Veranstaltung, da es ja noch viele spannende Wetterthemen gibt. Da freuen wir uns jetzt schon drauf.

Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist unter hier abrufbar.